Für Kerpen (im Rhein-Erft-Kreis); nebst einstigen Ausgabeorten und jetzigen Stadtteilen: Blatzheim, Buir, Brüggen und Horrem, sind folgende HWP in Sammlerkreisen bekannt:
Blatzheimer Bierbrauerei(-AG) vorm Gebr. Breuer
Von der Blatzheimer Bierbrauerei(-AG) gibt es insgesamt drei bekannte HWP, wobei allerdings nur die Gründungsaktien von 1896 den Hinweis auf die AG in der Überschrift "vermissen" lässt; daher die o.g. Schreibweise.
Erst 1902 erfolgte die Umwandlung in eine AG.
Es ist übrigens die einzige Brauerei für den Rhein-Erft-Kreis, deren Aktien im Sammlermarkt bekannt sind.
In der Blatzheimer Bierbrauerei wurde seinerzeit nicht nur Bier gebraut (und in der eigenen Gaststätte verkostet), sondern zeitweise auch eine Malzfabrik und eine Weingroßhandlung betrieben. Zu Glanzzeiten wurden jährlich ca. 10.000 Hektoliter (1 hl = 100 l; also 1 Millionen Liter) Bier produziert.
Auch an dieser Gesellschaft ging die Hyperinfaltion nicht spurlos vorbei: 1922 und 1923 wurde Geld benötigt und die bekannten Aktienemissionen zunächst auf 1.000 und schon ein Jahr später auf 5.000 M gegeben. Die Aktien aus der 1923 erfolgten Kapitalerhöhung wurden zum 4,25-fachen Nominalwert von der Commerz- und Privatbank übernommen, die diese sodann zum 5-fachen des Nominalwertes den Altaktionären anbot.
Doch 1924 wurde das letzte Bier Marke "Blatzheimer Hofbräu" verkauft, 1926 das Liquidationsverfahren eröffnet.
Heute existieren an gleicher Stelle noch die alten, aber restaurierten Gemäuer der einstigen Gaststätte, das Restaurant: "Zum alten Brauhaus".
Buirer Brennerei vereinigter Landwirte eG

Schon 1875 gründete der Chemiker Walther Matzerath die Spiritus-Brennerei in Buir, die trotz guten Erfolges an ein Konsortium Buirer Landwirte verkaufte. Es wurde jedoch auch Schnaps gebrannt, und um die seinerzeit eingeführte Branntweinsteuer zu umgehen, wurde 1887 die o.g. Genossenschaft gegründet.
Im Rheinland gehörte die Schnapsfabrik zu den größten Betrieben ihrer Branche und produzierte bis nach dem 2. Weltkrieg.
Elektrometallurgische Werke AG
Elektrometallurgische Werke AG, Horrem
bzw.
Eletrometallurgische Werke Horrem AG, Fankfurt a. M.
1913 wurden die Elektrometallurgischen Werke AG, Horrem gegründet.
Erst 04/2013 wurde hier nach Recherche in einem über 15 Jahren alten Auktionskatalog bekannt, dass 1996 ein Musterstück der Gründungsaktie von 1913 zur Auktion anstand.
Der Geschäftszweck bestand in der Erzeugung hüttenmännischer Produkte.
Einzige Aktionäre waren seinerzeit ---jeweils hälftig--- die "Metallbank und metallurgische Gesellschaft" sowie die "Chemische Fabrik Griesheim-Elektron". Beide Gesellschaften hatten ihren Sitz in Frankfurt a. M..
Die "Elektrometallurgische Werke AG, Horrem" wurde ursprünglich als Versuchsanlage für elektrische Zinkherstellung gegründet, später wurde Reinaluminium hergestellt.
Bereits 1922 lautet das Werk im Inventurbuch der o.g. Metallbank sowie im Handbuch deutscher Aktien von 1925 etwas anders; und es ist zudem ein anderer Firmensitz angegeben:
Elektrometallurgische Werke Horren AG; mit Sitz in Frankfurt a. M..
Höchstwahrscheinlich fand eine Neugründung / Umfirmierung statt.
1926 wurde die Lurgi-Thermie GmbH, eine Tochtergesellschaft der aus bereits o.g. Metallbank und metallurgischen Gesellschaft hervorgegangenen Metallgesellschaft AG, Frankfurt a. M., gegründet. Die Lurgi-Thermie GmbH übernahmen das Werk in Horrem, welches Rostschutzfarben sowie Silumin herstellte: Eine Leichtmetalllegierung aus Aluminium und Silizium.
Erft Bergbau AG
27.12.1939: Gründung. Durch Übernahme der liquidierten Hubertus-Braunkohlen AG (siehe unten), Brüggen-Erft, führte die Erft Bergbau AG den Braunkohlenbergbau und die Brikettfabrikation fort. Im Aufsichtsrat waren u.a. Justizrat Dr. Josef Abs (als Vorsitzender), Bankdirektor Hermann J. Abs (Vorstandsmitglied der Deutschen Bank) und Bergwerksdirektor Otto Maigler aus Brühl, vertreten.
Gewerkschaft des Braunkohlenbergwerks LOUISE
1874: Aufgrund der Mutung von Carl von Conraths erfolgte die Verleihung des Bergwerkeigentums im Bereich der Gemeinden Berrenrath (seinerzeit im Landkreis Köln), jetzt Stadtteil von Hürth) und Türnich (seinerzeit im Landkreis Bergheim, jetzt Stadtteil von Kerpen), namens Grube Louise.
Diese Grube Louise ist nicht zu verwechseln mit anderen (Eisenerz-)Bergwerken gleichen Namens.
09.03.1898: Gründung der 100-teiligen Gewerkschaft Louise mit Sitz in Kerpen durch Dr. Franz Schröder (Bankier aus Bonn) und Carl Cahn (Vertreter der Breslauer Disconto-Bank Berlin).
1904: Verkauf aller 100 Kux der Gewerkschaft Louise mitsamt des unverritzten Feldes Grube Louise an die Gewerkschaft Sibylla, die ihrerseits zwei Jahre später auf die Fortuna AG für Braunkohlenbergbau und Briketfabrikation (seinerzeit wurde Brikett noch mit einem "t" geschrieben) überging.
1906: Aufschluss des Tagebaus und Braunkohlenabbau aus der Grube Louise bis 1953.
Die Brikettfabrik Louise konnte aufgrund der seinerzeit hohen Nachfrage sowie zur Arbeitsplatzsicherung über das Jahr 1953 hinaus bis 1956 Briketts pressen. Grundlage: Kohlelieferungsvertrag mit der Roddergrube AG.
Hubertus Braunkohlen AG

30.12.1908 Gründung, eingetragen 13.01.1909 in Kerpen, später Sitzverlegung nach Brüggen (Erft), damals noch "bei Liblar" ---wie auf dem HWP geschrieben---.
1909 wurden sämtliche 1.000 Kuxe der Braunkohlen-Gewerkschaft Hubertus übernommen. Folgende Grubenfelder waren im Besitz der AG: Hubertus, Walrafsgrube, Wiesgen, Axersrott und Wurmrott, sowie Hubertuserweiterung; Gesamtgröße: 1.324.500 m².
Beteiligungen bis 1932: Carl Berndgen Braunkohlen-, Brikett- und Tonwerke GmbH, Zieselsmaar; Braunkohlen- und Brikettwerk Concordia-Liblar GmbH in Kierdorf; Gewerkschaft Kohlenquelle, Braunkohlenbergwerk und Brikettfabrik in Kierdorf. Alle drei Gesellschaften lagen damals (wie die Hubertrus Braunkohlen AG seinerzeit selbst) im Kreis Euskirchen. Erst mit Gründung des Rhein-Erft-Kreises 1975 musste der Kreis Euskirchen die erst 1969 gegründete Stadt Erftstadt (abzüglich einiger Stadtteile, die an Nörvenich gingen) an den Erftkreis (jetzt: Rhein-Erft-Kreis) abtreten.
Großaktionär der Hubertus Braunkohlen AG war bis 1932 Julius Petschek aus der Tschechoslowakei mit jüdischer Abstammung. Danach übernahm seine Familie in Prag den auch in Oberschlesien mit riesigen Braunkohlenfeldern erfolgreich tätigen Petschek-Konzern.
Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten 1938 in die Tschechoslowakei floh die Familie Petschek ins Ausland. I.R.d. Arisierung wurde der Petschek-Konzern verpflichtet, die Hubertus Braunkohlen AG (über die Deutsche Bank) zu verkaufen. Es folgte die Gründung der (weiter oben genannten) Erft Bergbau AG.
Prolignit AG für Braunkohlenveredlung Köln
Die am 14.02.1942 gegründete Prolignit AG für Braunkohlenveredlung Köln wurde nach Lignit (andere Bezeichnung für Xylit) benannt: Torf wird erst über Jahrmillionen über Lignit zur Braunkohle: So sind beim Lignit noch Holzreste deutlich erkennbar und es hat einen gegenüber Braunkohle schlechteren Brennwert. Beim Verbrennen entstehen hohe Kohlendioxid-Emissionen als auch Schwefeldioxide; letztere sind mitverantwortlich für den sog. sauren Regen.
Lignit wurde zur Verwirklichung des Geschäftszweckes benötigt: Herstellung und Vertrieb von Veredlungsprodukten der Bitumen armen Braunkohle (Edelschwelkokse). Daneben wurden (teils unter Beimischung "normaler" Braunkohle) Härtekoks, Fahrkoks, chemische Kokse und Futterkohle hergestellt.
1944 wurde das Braunkohlenschwelwerk durch Fliegerangriffe fast völlig zerstört und nach dem Krieg nie vollständig wiederaufgebaut. 1963 erfolgte der Konkurs.
TITAN-Caoutchouc-Gutta-Percha- & Chemische Werke AG
Was für ein Name für eine AG! Es ist kaum zu glauben, dass sich in Kerpen; genau genommen in Horrem, eine Gesellschaft mit der Fertigung von Gummiwaren und chemischen Erzeugnissen beschäftigte. Dazu wurde neben:
Kautschuk ---Milchsaft eines brasilianischen Baumes---
auch
Guttapercha ---Milchsaft aus Bäumen malaiischer Herkunft; gegenüber Kautschuk nicht sehr elastisch und härter, und erst bei ca. 50 Grad weich und elastisch---
benötigt.
Doch der Zeitpunkt der Gründung: 1922 war ungünstig. 1923 erfolgte die Hyperinflation. 1925 ging die TITAN-Caoutchouc-Gutta-Percha- & Chemische Werke AG in Konkurs.
letzte Aktualisierung: 03/2015